Macht Schichtarbeit krank? Nachtarbeit und ihre gesundheitlichen Folgen
Rund 30% der Beschäftigten in Deutschland arbeiten nachts, viele davon regelmäßig. Steigende Auftragszahlen und der demografische Wandel sorgen dafür, dass diese Zahl stetig wächst. Davon sind vor allem die typischen Schichtarbeitsberufe wie Pflege, Polizei und Feuerwehr betroffen, aber auch in der Baubranche und dem Transportwesen steigt der Bedarf an Nachtarbeit immer weiter.
Für die Beschäftigten bleibt das nicht folgenlos, schließlich können sich durch regelmäßige Schichtarbeit mit Wechselschichten oder dauerhafte Nachtarbeit gesundheitliche Belastungen ergeben. Welche das sind und wie Betroffene am besten damit umgehen, erfahren Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Nachtarbeit?
- Was macht Nachtarbeit so gefährlich?
- Gesundheitliche Folgen von Schichtarbeit
- Das können Arbeitgeber und Mitarbeiter tun
- Diese Sonderregelungen gelten
Immer mehr Deutsche arbeiten in Schichtarbeit. Das schlägt auf Dauer auf die Gesundheit.
Was ist Nachtarbeit?
Was genau man unter Nachtarbeit versteht, ist im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) geregelt. Hier heißt es in §2, dass die Zeit zwischen 23 und 6 Uhr als Nachtschicht gilt. In Bäckereien und Konditoreien verschiebt sich das um eine Stunde nach vorne. Nachtarbeitnehmer sind folglich Personen, die Nachtarbeit in Wechselschicht leisten oder mindestens 48 Tage im Kalenderjahr in Nachtschicht arbeiten.
Was macht Nachtarbeit so gefährlich?
Das hat einen direkten Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden. Schon 1992 stellte das Bundesverfassungsgericht fest, dass Schichtarbeit mit regelmäßiger Nachtschicht für jeden Menschen schädlich ist. Das liegt an der Ausschüttung verschiedener Hormone, die von den natürlichen Lichtverhältnissen beeinflusst wird.
So wird Melatonin hauptsächlich nachts ausgeschüttet. Es ist dafür verantwortlich, dass unsere körperliche Aktivität zurückfährt und wir müde werden. Licht hemmt die Melatoninbildung. Die Folge: Wir sind nachts weniger leistungsfähig und eher unkonzentriert, während es uns tagsüber schwer fällt zu schlafen.
Neben dem Tag-Nacht-Rhythmus beeinflussen Faktoren wie Nahrungsaufnahme, soziale Kontakte und die Außentemperatur unsere körperliche Aktivität enorm. Wer dauerhaft entgegen seiner „inneren Uhr“ lebt, wird die Folgen davon früher oder später zu spüren bekommen, denn eine vollständige Anpassung an die Nachtarbeit ist schlichtweg nicht möglich.
Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Müdigkeit – das sind nur einige der gesundheitlichen Belastungen von Nachtarbeit. Langfristig drohen Magen-Darm-Probleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vielleicht sogar Krebs.
Gesundheitliche Folgen von Schichtarbeit
Das kann sich zunächst in Form von Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen und Müdigkeit äußern. Viele Nachtarbeitnehmer klagen auch über Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Beschwerden. Männer reagieren häufiger gereizt, während Frauen zu erhöhter Nervosität und Ängstlichkeit neigen.
Da das Kurzzeitgedächtnis weniger gut arbeitet und auch Reaktions- und Leistungsfähigkeit gemindert werden, steigt das Unfallrisiko während der Nachtschicht erheblich. Zu den langfristigen Folgen zählen Herz-Kreislauf-Beschwerden, chronische Rückenleiden, Diabetes und Bluthochdruck. Zudem wird ein Zusammenhang zwischen Nachtarbeit und einem erhöhten Risiko der Tumorbildung vermutet.
Hier bedarf es jedoch weiterer Forschungen, um den Zusammenhang zwischen Schichtarbeit und einer Krebserkrankung zu belegen. Nicht zu unterschätzen sind auch die psychischen Belastungen, die vorrangig aus fehlenden sozialen Kontakten resultieren. Nachtarbeitern fällt es schwer, ihre Freizeit mit der der Kinder, Partner und Freunde zu koordinieren, was die Entstehung von Depressionen begünstigt.
Das können Arbeitgeber und Mitarbeiter tun
Arbeitgeber sollten also bemüht sein, die Schichtarbeit für ihre Angestellten so angenehm wie möglich zu gestalten, um Gesundheit und Wohlbefinden positiv zu beeinflussen. Bei der Schichtplanung ist es ratsam, individuelle Wünsche zu berücksichtigen und ältere Mitarbeiter zu schonen, da die Schichtverträglichkeit mit zunehmendem Alter sinkt.
Gleichzeitig steigt die Zufriedenheit der Beschäftigten, wenn sie ein Mitspracherecht erhalten und private Termine wahrnehmen können. Darüber hinaus wird empfohlen, die Schichten vorwärts rotieren zu lassen: auf die Frühschicht folgt also die Spätschicht und darauf die Nachtschicht. Das vertragen Schichtarbeiter in der Regel besser als die Rückwärtsrotation.
Da eine Nachtschicht immer Belastung bedeutet, sollten maximal drei Nachtschichten in Folge gearbeitet werden. Darauf sollte dann Freizeit von mindestens 48 Stunden folgen. Weiterhin verbessert sich das Befinden der Arbeitnehmer, wenn sie die Möglichkeit haben, sich in einem Pausenraum zurückzuziehen und Zugriff auf gesunde Snacks wie Obst, Gemüse und Salate haben.
Auch die Mitarbeiter selbst können einiges tun, um ihre Schichtverträglichkeit zu steigern. Dazu gehören eine gesunde und ausgewogene Ernährung, feste Mahlzeiten zu bestimmten Zeiten und ausreichend Bewegung. Wer sich in einem Verein anmeldet, um Sport zu treiben, schlägt zwei Fliegen mit einer Klatsche, denn so werden auch die sozialen Kontakte gefördert.
Eine gesunde Ernährung, Sport und soziale Kontakte helfen Nachtarbeitnehmern, mit dem veränderten Tag-Nacht-Rhythmus besser klar zu kommen.
Diese Sonderregelungen gelten
Um Jugendliche sowie werdende und stillende Mütter zu schützen, gelten für diese Personengruppen Sonderregelungen in der Schichtplanung. So dürfen diese nur zwischen 6 und 20 Uhr arbeiten – Nachtschicht ist verboten. Für Jugendliche ab 16 Jahren gelten in bestimmten Branchen Ausnahmen. Im Schichtbetrieb dürfen sie bis 23 Uhr arbeiten, in Bäckereien und Konditoreien bereits ab 5 Uhr.
Auch wenn Beschäftigte sich im Alter mit der Schichtarbeit zunehmend schwerer tun, gibt es keine Altersgrenze, ab der Mitarbeiter grundsätzlich von der Nachtarbeit befreit sind. Dafür sind Nachtarbeitnehmer gemäß §3 ArbZG dazu berechtigt, sich vor Arbeitsbeginn und danach alle drei Jahre arbeitsmedizinisch untersuchen zu lassen.
Wird dabei festgestellt, dass die weitere Verrichtung der Nachtarbeit die Gesundheit des Mitarbeiters gefährdet, muss er die Möglichkeit haben, auf einen geeigneten Tagesarbeitsplatz zu wechseln. Ab dem 50. Lebensjahr steht ihm diese Untersuchung jährlich zu.
BAU ARBEITSSCHUTZ ist Ihr zuverlässiger Partner in Sachen Arbeits- und Gesundheitsschutz. Wir unterstützen Sie dabei, potenziellen Gefahren am Arbeitsplatz vorzubeugen und den Arbeitsalltag für Ihre Mitarbeiter so angenehm wie möglich zu gestalten.
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